Ein AMG ohne Mercedes-Stern? Das ist ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen: In den vergangenen Jahrzehnten hauchte Affalterbach immer wieder Modellen anderer Hersteller AMG Performance ein. Wir zeigen Boliden, Flitzer und Kuriositäten mit AMG Motor.
Das Herzstück eines jeden Mercedes-AMG ist sein faszinierender Motor. Er steht für Kraft und Klang, für Performance und Faszination. Dieser unvergleichliche Charakter der Antriebe aus Affalterbach ist weltweit bekannt – und beliebt. So sehr, dass verschiedene Hersteller sie gern in ihre Fahrzeuge einbauen würden. Einige haben es geschafft: Sie haben (oder hatten) Mercedes-AMG Aggregate in ihrem Portfolio. Unsere Übersicht zeigt die Ergebnisse dieser Kooperationen.
Aston Martin: AMG V8 in Vantage, DB11 und DBX
Das britische Traditionsunternehmen Aston Martin setzt seit 2017 auf Technik aus Affalterbach: in den Coupés und Roadstern Vantage und DB11 sowie im SUV DBX arbeiten Achtzylinder-Motoren von Mercedes-AMG. Die 4,0-Liter-Aggregate entstammen der Motorenfamilie M177, unter anderem bekannt aus Modellen wie der Mercedes-AMG E 63 S 4MATIC+ Limousine (WLTP: Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,3–11,9 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 281–270 g/km.¹ und dem Mercedes-AMG G 63 (WLTP: Kraftstoffverbrauch kombiniert: 16,4 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 373 g/km.¹). In den Chassis von Aston Martin leisten die Antriebe 510 bis 550 PS und erreichen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 314 km/h. Für sie gilt die Maxime jedes großen AMG Motors: „One man, one engine“ – sie werden jeweils von einer Person von Hand gefertigt. Und nicht nur das verbindet die Marken AMG und Aston Martin: Seit Mai 2020 führt der ehemalige AMG CEO Vorsitzende Tobias Moers den britischen Hersteller. Im Herbst desselben Jahres erhöhte Mercedes-Benz seine Beteiligung an Aston Martin von fünf auf 20 Prozent.
Pagani: Zwölfzylinder von AMG in Zonda und Huayra
Seit 1999 liefert AMG Zwölfzylindermotoren an die Supersportwagenmanufaktur Pagani. Den Anfang machte der M120, das 6,0-Liter-Saugaggregat aus den Baureihen 140 und 129 mit 394 PS. In den folgenden Jahren entwickelte AMG auf dieser Basis Derivate mit mehr Drehvermögen und größerem Volumen für mehr Leistung. Mit bis zu 7,3 Litern Hubraum und maximal 8.000 Touren generieren die nun M297 genannten Motoren 550 bis 800 PS. Die Höchstgeschwindigkeiten liegen zum Teil jenseits der 350 km/h. Im Nachfolgemodell Huayra kommt eine Variante der neueren V12-Motorengeneration der Familie M275 zum Einsatz, bestens bekannt aus dem SL 65 AMG Black Series. Spezielle Modifikationen erhöhen seine Leistung auf 730 bis 850 PS. Grund genug für eine eigene Motorenkennung: Die Motoren des Pagani Huayra tragen die Kennzeichnung M158.
Lotus Emira (2022): AMG Power für den letzten klassischen Antrieb von Lotus
Die Marke Lotus steht für Leichtbau, agiles Handling und Fahrfreude. Ein allerletztes Mal will der Hersteller diese Fähigkeiten mit einem klassischen Verbrennungsmotor verbinden: Im Sommer 2022 debütiert der Emira, der Nachfolger der Modelle Elise, Exige und Evora. Nach ihm sollen Lotus-Sportwagen nur noch elektrisch fahren. Bevor es so weit ist, erlebt die Marke den Höhepunkt der klassischen Mobilität mit einem Herz aus der AMG Entwicklung: Der als Mittelmotor verbaute 2,0-Liter-Turbo stammt aus Affalterbach. Es handelt sich um den M139, bekannt aus den kompakten AMG Modellen. Seine endgültigen Leistungsdaten im neuen Lotus sind zwar noch geheim. Aber wir können schon über Geschwindigkeit reden: Mit dem AMG Vierzylinder beschleunigt der Emira in weniger als 4,5 Sekunden auf 100 km/h und fährt maximal Tempo 290.
Isdera Imperator 108i (1984): Kleinserie mit AMG Achtzylindern
Wenn Ingenieure träumen, kommt dabei so etwas wie der Isdera Imperator 108i heraus. Der Porsche-Entwickler Eberhard Schulz konstruierte in den 1970er Jahren in seiner Freizeit ein Auto, das er selbst als Nachfolger des Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürers verstand. Aus seinem Projekt wuchs zunächst die Studie CW 311, gebaut mit Unterstützung von Rainer Buchmanns Firma bb Auto Exclusive, und vollendet mit einem Mercedes-Stern an der Front. Nach einem Zerwürfnis mit Buchmann gründete Schulz die Firma Isdera und brachte sein Auto selbst in Kleinserie heraus. Zwischen 1984 und 2001(!) entstanden insgesamt 30 Exemplare des Fahrzeugs unter dem Namen Isdera Imperator 108i. Die treibende Kraft stammt von AMG: Schon im Prototyp arbeitet ein von AMG optimierter Achtzylinder-Motor (M 100) mit 375 PS. Das stärkste Derivat des Serienautos trägt einen V8 der Motorenbaureihe M 119 mit 410 PS hinter den Vordersitzen. Sein ursprüngliches Einsatzgebiet war der Mercedes-Benz SL 60 AMG (1993-1998).
Mitsubishi: Galant AMG als limitierte Sonderserie für Japan (1989)
Die sechste Generation von Mitsubishis Mittelklasse-Limousine Galant brachte einige Innovationen aus Japan nach Europa. Mitsubishi rüstete sie unter anderem mit einer Hinterachslenkung und einem elektronisch gesteuerten Fahrwerk aus. Ein besonderes Highlight behielt der Hersteller dem Heimatmarkt vor: 500 Exemplare des Galant erhielten eine umfassende Überarbeitung durch AMG. Dazu gehören optische Details wie spezielle Felgen, Schwellerverkleidungen und ein Heckspoiler, Modifikationen am Fahrwerk – und natürlich ein einzigartiger Motor. AMG modifizierte den 2,0-Liter-Saugbenziner mit optimierten Nockenwellen, Ventilfedern, Kipphebeln, Kolben und einem Fächerkrümmer. Das Ergebnis: 170 statt der serienmäßigen 144 PS. Vereinzelt schafften es Exemplare nach Deutschland. Aber nur echte Experten erkennen sie auf den ersten Blick, denn der von AMG bearbeitete Galant stellt seine Einzigartigkeit nur sehr dezent heraus.
Chrysler Crossfire SRT-6 (2003): Zweisitziges Gemeinschaftsprojekt
Im Jahr 1998 fusionierten die Daimler-Benz AG und die Chrysler Corporation zur DaimlerChrysler AG. Dieser Zusammenschluss förderte den technologischen Austausch zwischen Europa und den USA. Ein Ergebnis dieser Synergien ist der Chrysler Crossfire, ein Zweisitzer auf Basis des Mercedes SLK (Baureihe R 170). In seiner stärksten Variante heißt er gemäß der Chrysler-Nomenklatur Crossfire SRT-6 (SRT steht für Street and Racing Technology). Hinter seiner Kraft verbirgt sich ein Antrieb von AMG: Der 3,2-Liter-Kompressormotor entstammt dem SLK 32 AMG. Für den Einsatz im Chrysler wurde der M 112 genannte V6-Motor behutsam auf seinen neuen Einsatzzweck angepasst. Er leistet 335 PS und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 255 km/h. Damit darf er serienmäßig schneller fahren als sein Technikspender: Der SLK 32 AMG war ab Werk bei 250 km/h abgeregelt.